Danah Boyd: Die Ära Facebook ist eine historische Ausnahme
Ellis Hamburger: Im Vorwort zu Ihrem neuen Buch schreiben Sie: Die Jugend ist in Ordnung, „The kids are alright“. Was genau meinen Sie damit?
Danah Boyd: Mich frustriert das verbreitete Denken über die Jugend, dass die Technologie für sie alles viel schlimmer machen müsse. Diese moralische Panikmache gab es in jeder Generation, alle Kids wurden durch irgendetwas verdorben – durch Comics, durch Rock’n’Roll, durch MTV. Dieses Phänomen gab es in vielen verschiedenen Varianten. Ein Teil meines Buches befasst sich damit, dass die Jugendlichen im Großen und Ganzen in Ordnung sind. Im Großen und Ganzen bedeutet: Diejenigen Kids, die bislang keine Probleme hatten, haben auch jetzt keine; die privilegierten unter ihnen sind verhältnismäßig gut drauf. Was mir zu schaffen macht: Dass wir dabei auf gesunde, normale Kids aus der Mittel- und Oberschicht fixiert sind und wir nicht sehen, wenn Jugendliche tatsächlich in Schwierigkeiten stecken.
Auch diese Jugendlichen sind und machen sich im Web sichtbar: Ich denke dabei an eine Frau, mit deren Fall ich mich beschäftigte. Sie hieß Tess und lebte in Colorado. Zusammen mit ihrem damaligen Freund hatte sie ihre Mutter ermordet. Damals war Myspace gerade auf seinem Höhepunkt, in den Schlagzeilen hieß es: „Myspace-Mädchen tötet seine Mutter“. Da fragt man sich automatisch, was das mit Myspace zu tun hat?
Also fuhr ich nach Colorado, um mir selbst ein Bild zu machen. Die Leute sagten mir, das Mädchen sei gestört, sei deshalb auch auf Myspace und daher habe sie ihre Mutter umgebracht usw. usf. Ich habe mir dann ihren Myspace-Account angesehen. Anderthalb Jahre lang hatte sie zuhause erlittene Misshandlungen dokumentiert. Sie dokumentierte auch ihre Versuche, von zuhause wegzulaufen, ihre Bemühungen um Hilfe, ihre Verwirrung und Frustration, ihre eigenen psychischen Probleme. Sie war wirklich gestört – und berichtete offen über alles im Internet.
„Soziale Netzwerke spiegeln und vergrößern das Gute, das Schlechte und das Hässliche“
Ich sprach mit einigen ihrer Freunde und fragte sie: Ihr alle habt das doch mitgekriegt, warum habt ihr nichts gesagt? Eine ihrer besten Freundinnen sagte: Haben wir doch, immer wieder. In der Schule hieß es, dass das nicht das Problem der Schule sei. Sie erklärten uns, sie hätten Myspace dort gesperrt und könnten es sich nicht ansehen. Sie wussten gar nicht, worüber wir sprachen.
Nach und nach erfuhren wir, dass es in der Schule sehr wohl aufgefallen war. Dass sie grün und blau geprügelt dort hinkam. Auch dem Jugendamt sei das gemeldet worden, es habe den Fall aber nicht weiter verfolgt, weil keine ausreichenden Hinweise vorgelegen hätten. Aber alle Hinweise waren deutlich sichtbar in den sozialen Medien dokumentiert. Das ist das Frustierende: Da ist diese junge Frau, die in allen sozialen Medien nach Hilfe schreit und dieses neue Instrument benutzt auf der Suche nach jemandem, der sich um sie kümmert. Und niemand reagiert.
Und aus diesem Grund machen mir diese Instrumente zu schaffen; sie spiegeln und vergrößern das Gute, das Schlechte und das Hässliche. Wir geraten aufgrund dieser Sichtbarkeit in Panik, statt sie zu nutzen, um neue Wege zu erdenken, wie man jungen Menschen helfen kann.
Ellis Hamburger: Liegt es vielleicht in der menschlichen Natur, diesen „furchterregenden“ neuen Technologien skeptisch gegenüberzustehen?
Danah Boyd: Nichts ist anstrengender, als wenn die Ängste von Erwachsenen in Bezug auf ihre Kinder ausgeschlachtet werden. Das ist eines der Probleme: Wir müssen uns der Kultur der Angst widersetzen, wenn wir tatsächlich etwas erreichen wollen. Wir müssen einen Schritt zurücktreten und darüber nachdenken, was wir tun und welche Konsequenzen unsere Entscheidungen haben. Denken Sie an die Diskussionen über innere Sicherheit: Wir können alle Hebel in Bewegung setzen und alle Ressourcen dafür einsetzen, es ein wenig sicherer zu machen, aber wir werden nie die gesamte Welt vollkommen sicher machen können. Wir werden nie irgendetwas absolut sicher machen. Die Frage ist, in welchem Umfang wir Ressourcen, Zeit, Energie und Geld einsetzen wollen, wenn immer weniger dabei herauskommt.
„Wir erschweren es den Jugendlichen, öffentlich zu sein.“
Das Gleiche machen wir in Bezug auf die Jugendlichen. Wir versuchen, sie vor jeder Gefahr zu schützen. Die aufgewendete Zeit und Energie zahlt sich nicht nur immer weniger aus, sondern unser Tun hat auch – genau wie die Sicherheitsvorkehrungen – für das Land unbeabsichtigte Folgen. Wir beschädigen die Chancen der Jugendlichen darauf, zu lernen, teilzuhaben und aus der Welt schlau zu werden. Das aber brauchen sie zum Erwachsenwerden. Wir erschweren es ihnen, öffentlich zu sein. Wir machen es sehr schwierig für sie, Teil unseres politischen Lebens zu sein. Und zur Rechtfertigung ziehen wir alles Mögliche heran, von der Gehirnforschung über Fehler, die sie machen, bis hin zu Dummheit.
Ein Grund dafür: Der Zeitraum zwischen den Teenager-Jahren und dem Moment, in dem Erwachsene aus der Mittel- oder Oberschicht ihr erstes Kind bekommen, wird immer länger. Früher bekamen die Leute im Alter von 23 oder 24 Jahren Kinder. In der Mittel- und Oberschicht ist man inzwischen über 30 Jahre alt, bevor man zum ersten Mal Eltern wird. Da erinnert man sich an viele Dinge aus der Jugendzeit nicht mehr wirklich.
Ellis Hamburger: Warum benutzen Jugendliche so viele verschiedene Apps und Dienste, um miteinander zu kommunizieren? Ist diese Zersplitterung gut?
Danah Boyd: Die Facebook-Ära ist eine Besonderheit, eine Anomalie. Die Idee, dass sich alle auf einer bestimmten Internetseite treffen, ist schlicht absurd. Nennen Sie mir nur ein Beispiel aus der Geschichte, wo alle Menschen sich im selben sozialen Raum bewegten. Eine Zersplitterung dagegen ist ein viel natürlicherer Zustand. Ist Interesse oder Freundschaft der Motor der eigenen sozialen Dynamik? Geht man an einen Ort, weil man dort Gleichgesinnte für Anime-Filme trifft, oder geht man dorthin, weil sich die Kumpels aus der Schule dort treffen? Ersteres ist eine treibende Kraft.
„Ärgert sich dieser oder jener über mich?“
Ich habe beispielsweise mit einem Mädchen gesprochen, die ein eingefleischter Fan von One Direction war. Twitter war ihre Anlaufstelle, um über diese Boygroup zu reden. All ihre Freunde wussten zwar von ihrem Twitter-Account, da sie sich aber nicht sonderlich für One Direction interessierten, waren sie auch nicht mit ihr bei Twitter aktiv. Aber sie waren alle gemeinsam auf Instagram, weil sie es dort lustig fanden und sie ihre Fotos austauschen konnten. Bei Instagram ging es nicht um One Direction, dafür war es nicht der richtige Ort. Daneben machten sie auch ein paar verrückte Sachen auf Tumblr, wo sie Teil einer kleinen Maker-Community waren.
In der Facebook-Welt muss man dagegen all diese verschiedenen Publika miteinander vereinbaren. Man fragt sich: Ärgert sich dieser oder jener über mich, weil ich ständig was zu One Direction poste? Hält man mich für langweilig, weil ich dieses Maker-Zeug poste? Wo passt das jetzt hin? Das halte ich für den Hauptgrund dafür, warum die verschiedenen Gruppen aufbrechen: Man beginnt darüber nachzudenken, wonach man sucht, und man geht dafür in verschiedene Räume. Das entspricht dem, was Erwachsene auch tun: Wir gehen je nach Stimmung in unterschiedliche Kneipen, treffen jeweils andere Leute, wenn wir ein Konzert besuchen oder mit Freunden ruhig etwas trinken gehen.
Ellis Hamburger: Wie fügt sich Facebook in dieses Bild? Wandern die Jugendlichen dort jetzt alle ab?
Danah Boyd: Ich glaube nicht, dass die Leute wirklich von Facebook abwandern, aber sie machen es vielleicht nicht mehr zum Mittelpunkt ihres Gefühlslebens. In meiner Jugendzeit war die Meldung „Sie haben eine neue E-Mail“ das aufregendste Ding überhaupt. Alles drehte sich um E-Mails. Wir konnten nach der Schule gar nicht schnell genug nach Hause kommen, um nachzusehen, ob wir neue E-Mails haben würden. Das war großartig! Sie waren wie kleine Geschenke vom Himmel.
Heute habe ich nicht mehr diese innige Beziehung zu E-Mails. Das bedeutet aber nicht, dass ich meinen E-Mail-Account gelöscht hätte. E-Mails berühren mich nicht mehr so wie früher, nicht einmal, wenn so überwältigende Nachrichten wie Geburtsanzeigen eingehen. So eine Nachricht ist zwar fantastisch, aber deswegen liebe ich nicht mein E-Mail-Programm, sondern vielmehr die Freundin, die gerade ein Kind bekommen hat.
„Facebook ist kein Ort der Leidenschaft mehr“
Bemerkenswert an Facebook und der Dynamik, mit der es allmählich zu einer Art Versorger-Unternehmen wird – was Jugendliche wirklich verabscheuen –, ist die Tatsache, dass es sich zugleich zu einer Hintergrundkulisse entwickelt. Es ist kein Ort der Leidenschaft mehr. Es ist nützlich, wenn man all seine Freunde erreichen will, wenn man jemandem eine Nachricht schicken möchte, dessen Handynummer man nicht hat, oder mit jemandem auf einem formalisierten Weg Kontakt aufnehmen will. Auch Facebooks Social Graph, die Summe aller dort abgebildeten Beziehungen, ist immer noch sehr wertvoll. Vielleicht kann er sich auf Dauer durchsetzen. Ich würde Facebook allerdings zutrauen, es zu vermasseln; glaube aber, dass die Chance da ist, dass die Rechnung für Facebook aufgeht.
Der Unterschied ist, dass Facebook jetzt eine Aktiengesellschaft ist. Eine Aktiengesellschaft muss Gewinne einfahren, idealerweise auf Quartalsbasis. Dazu hat Facebook drei Möglichkeiten: Erstens kann es die Nutzerbasis ausweiten – was einer der Gründe ist, warum Facebook gerade mächtig investiert, um mehr Menschen Internetzugang zu verschaffen. Bei mehr Mitgliedern gibt es höhere Werbeeinnahmen. Zweitens kann Facebook die Einnahmen pro Mitglied erhöhen; hier wird gerade Druck auf die Werbebranche ausgeübt. Und drittens kann Facebook sich auf weitere Plattformen ausdehnen, auf denen die Leute einen anderen Teil ihrer Zeit verbringen. Beispiele dafür sind Instagram und Whatsapp.
Ellis Hamburger: Viele Eltern scheinen besorgt darüber, dass ihre Kinder sich in verschiedenen sozialen Netzwerken unterschiedliche Identitäten zulegen. Warum machen Jugendliche das? Sollten sich Eltern sorgen?
Danah Boyd: Nein, das ist eine der merkwürdigen Besonderheiten der Facebook-Ära. Werfen wir einen Blick zurück auf das Usenet aus den frühen Internettagen: Dort gaben die Leute sich viele verschiedene Namen und hatten großen Spaß daran. Sie nutzten diese multiplen Identitäten, um die verschiedenen Aspekte ihrer Persönlichkeit zu zeigen. Das bedeutete aber nicht, dass sie versuchten, sich als verschiedene Individuen auszugeben. Wenn Sie jetzt mit mir in einem gemeinsamen Verständnis über soziale Medien sprechen, sind Sie in Ihrer beruflichen Rolle – aber ein anderer Mensch, als wenn Sie mit Ihrer Mutter sprechen. Sie würde vielleicht gar nicht verstehen, worüber wir sprechen. Wenn Sie aber über Ihre Biografie sprechen würden, dann würde Ihre Mutter sehr viel mehr verstehen als ich.
Klarnamen: „So funktioniert das nicht“
Das ist genau der Moment, in dem man darüber nachdenkt, wie man sich in den verschiedenen Zusammenhängen darstellt. Nicht weil man etwas verbergen will, sondern weil man für den Kontext relevante Dinge herausstellen möchte. Die Idee, dass der Klarname maßgeblich für die eigene Identität ist, stimmt im Grunde auch im „realen“ Raum nicht. Wir definieren uns vielmehr über unseren Körper; wir passen unsere körperliche Darstellung der Situation an. Wir ziehen uns mal so an und mal so. Wir sitzen anders; wir bringen unsere Gefühle nicht immer auf die gleiche Weise zum Ausdruck. Die Annahme, dass alles an dieses eine Identifizierungsmerkmal des Namens gebunden ist – als sei diese Kennung real –, diese Idee ist selbst einfach nicht real. So funktioniert das nicht.
Das ist eines der Dinge, mit denen Jugendliche bei Facebook zu kämpfen haben: Sie müssen gleichzeitig mit den verschiedensten Kontexten umgehen. Im „realen“ Leben versuchen wir den Zusammenprall der Kontexte – beispielsweise auf Hochzeiten – mit Alkohol zu bewältigen. Im Internet steht uns das nicht zur Verfügung; dort müssen wir mit einem hohen Maß an Unbeholfenheit fertig werden. Daher legen die Leute sich mehrere Identitäten zu.
Ellis Hamburger: Hat Snapchat den „kurzlebigen” Datenaustausch erfunden? Hat Sie der Erfolg des Foto-Messaging-Dienstes überrascht?
Danah Boyd: Ich habe mich gleich am Anfang mehrmals mit dem Snapchat-Gründer Evan Spiegel unterhalten und ihn angespornt, denn ich habe bereits oft darüber gesprochen, wie die dauerhafte Speicherung von Daten zur Norm geworden ist. Ich hatte natürlich auch über die Kurzlebigkeit von Daten nachgedacht und beobachtet, dass viele Jugendliche versuchen, die Dinge kurzlebig zu machen. Sie nutzen Facebook und versuchen, ihre Postings gleich wieder zu löschen, um sie so zu Echtzeit-Aktivitäten zu machen. Wir haben auch die Chat-Foren der alten Schule erlebt, in denen die Nachrichten in der Regel gleich wieder verschwanden.
Das Schöne an Snapchat war für mich nicht nur die Kurzlebigkeit der Daten. Seine Macher haben diese auch als soziale Norm gefordert. Es heißt zwar, es gäbe Möglichkeiten, die Daten zu speichern, was natürlich geht und nicht einmal besonders schwierig ist. Aber wenn man die Daten dauerhaft speichert, dann verletzt man damit auch die gängigen sozialen Normen. Das ist so, als ob ich Ihnen etwas sage, dass Sie nicht weitersagen sollen. Und dann gehen Sie hin und erzählen jemandem mein Geheimnis.
Ellis Hamburger: Im Nachhinein fühlt sich ein Dienst wie Snapchat in unserem Leben logisch an. Man kann Fotos, Momente oder ein Geheimnis teilen, das nicht ewig irgendwo auf einem Server gespeichert ist. Gibt es noch andere Kommunikationsmöglichkeiten, von denen Sie glauben, dass sie noch nicht in ein digitales Format übertragen wurden?
Danah Boyd: Im Rückblick scheint immer alles völlig offensichtlich. Einer der Gründe, warum visuelle Formate wie Snapchat sich derzeit auf diese Weise entwickeln, ist, dass die Leute nicht ständig auffindbar sein möchten. Nach Text kann man suchen. Das ist schon problematisch genug. Die visuelle Suche wird kommen, aber in dem Moment wird die Norm in Frage gestellt, die für uns so selbstverständlich geworden ist. Wir sind an einem Punkt angekommen, wo man mit jedem reden kann, aber man weiß, dass nicht alle zuhören. Und die Leute, die zuhören, sind nicht immer die, von denen man das will. Deshalb müssen wir über ein neues Modell zum Schutz unserer Privatsphäre nachdenken, das über Listen zur Zugriffskontrolle hinausgeht.
Ellis Hamburger: Sie sprechen das „Freundschafts“-Modell an, das möglicherweise nicht auf Dauer funktionieren kann. Facebook wurde im Grunde für Studenten erfunden. Aber was soll man mit den langen Freundeslisten machen, die zusammengekommen sind; die an uns kleben bleiben, wenn wir längst mit der Uni fertig sind?
Danah Boyd: Da fällt mir dieses erstaunliche Dienstprogramm namens Cobot ein, das es vor Jahren gab. Das war gleichsam ein kleiner Roboter in der Online-Community LambdaMOO. Aus der Internet-Frühgeschichte also. Dieser kleine Roboter lief herum und sammelte riesige Datenmengen über sämtliche Interaktionen, die in LambdaMOO stattfanden. Es hat alle genervt, dass Cobot diese ganzen Sachen gesammelt und nichts davon an die Community zurückgegeben hat. Deshalb haben die Programmierer sich abgesprochen, was man tun könne, damit Cobot wirklich nützlich ist und nicht einfach nur Inhalte aufsaugt.
Man vereinbarte, den Cobot so einzurichten, dass er Fragen über die Gemeinschaft und über die gesammelten Daten beantworten konnte. Die Leute stellten nun Fragen wie: Mit wem spricht Ellis am häufigsten? Nicht mit mir? Was? Drama hoch drei! Letztendlich zerbrach die Community, weil man dem Cobot alle Fragen über sie stellen konnte, was bedeutete, dass die Wirklichkeit dieser Daten sich nicht mit unserem artifiziellen Verständnis dieser sozialen Community deckte.
„Soziale Dynamik beruht auf Fantasien“
Das ist auch eine der Schwierigkeiten, die sich immer wieder in solchen sozialen Kontexten ergeben: Wir halten an Fantasievorstellungen fest, die außerordentlich wertvoll für uns sind. Weil sie uns das Gefühl geben, geliebt zu werden, einer Gemeinschaft anzugehören und an der sozialen Dynamik teilzuhaben. Bei genauerem Hinsehen fallen sie allerdings in sich zusammen.
Dies ist eine der Herausforderungen: In der Welt von Facebook würde dies als Lüge, als Täuschung angesehen. Dahinter steht der Gedanke, dass man es wissen sollte, wenn man nicht die Person ist, mit der am meisten gesprochen wird. Das sehe ich anders. Soziale Dynamik beruht in vielerlei Hinsicht auf vereinbarten Fantasien, und diese haben einen Wert. Frei erfundene mündlich überlieferte Geschichten haben einen Wert. Sie sind das, was uns als Menschen zusammenhält. Das Problem von Dingen wie dem Gedächtnis ist, das sie nicht perfekt sind. Aber das ist ja gerade das Schöne daran.
Das Interview wurde zuerst bei The Verge veröffentlicht und erscheint hier in gekürzter Fassung. Aus dem Englischen von Ina Goertz. (c) Vox Media, Inc. 2014, die Creative-Commons-Lizenz gilt hier nicht.
1 Kommentar
1 Woanders | just another weblog :: Christian Fischer – fine bloggin' since 2001 am 6. Apr, 2014 um 08:21
[…] diesem Internet: Die sind zum Beispiel nicht mal mehr bei facebook. Da finde ich es schön ein Interview mit einer Autorin zu lesen, die im Vorwort ihres Buches erstmal feststellt „The kids are allright”. Und die dann […]