CLOUD NEWS 24. Oktober 2013 von

Apple Mavericks: Der diskrete Zwang zur Cloud

Wer Apples neues Betriebsystem Mavericks installiert, hat vermutlich auch ein Konto in der iCloud, so dass eine kleine Änderung sich leicht übersehen lässt: Zwar werden Musik, Filme und alles andere weiter über iTunes verwaltet; Kontakte, Kalenderdaten und Mailkonten aber lassen sich nicht mehr lokal mit mobilen Geräten synchronisieren. 

Dafür ist nun iCloud zuständig – oder eben, wenn man will, Alternativdienste wie das Google-Adressbuch, der zugehörige Kalender oder eigene Server. Auf Googles Android-Plattform ging das ohnehin nie lokal. Nun hat Apple den lokalen „Sync Services”-Dienst abgeschafft.

Was auf den ersten Blick wenig bemerkenswert scheint, ist es aus zwei Gründen dennoch: Es zeigt zum einen, wie Cloud-Dienste in immer mehr Bereichen zum Standard werden. Man gibt die Daten immer seltener bewusst „in die Cloud”, sie sind ohnehin schon dort – ohne dass man als Nutzer noch abwägen müsste, ob einem das behagt: Die Macht der Standardeinstellung sorgt dafür.

Nicht mehr dabei in OS X 10.9: Kontakte und Kalender lokal synchronisieren

Nicht mehr dabei in OS X 10.9: Kontakte und Kalender lokal synchronisieren

Zum anderen zeigt sich auch hier: ein iCloud-Account wird ebenso wie das Amazon- oder Google-Konto zur Eintrittskarte in digitale Ökosysteme, die geschlossene Plattformen sind. Wäre die Metapher nicht so schief, könnte man von walled clouds sprechen, die sich aus den walled gardens der Webunternehmen entwickelt haben. Interoperabilität – also mit seinen Daten ohne größere Hindernisse umziehen zu können – ist so gut wie nie vorgesehen.

Das Bemerkenswerte daran: Es sind weniger die großen Änderungen, durch die sich die geschlossenen Plattformen herausbildet haben, sondern viele kleine, diskrete Schritte: Ein plattformgebundenes E-Book hier, ein Häkchen mehr, ein Feature weniger dort: zusammen ergibt das den Lock-in-Effekt. Wer im goldenen Käfig der iCloud sitzt, hat es bequem – solange er nicht wechseln will.

Dabei wäre für einen Blick aus dem Käfig Anlass genug: Welche Regeln für die Clouds gelten werden, für die wir hier und da schon die Häkchen gesetzt haben, wird gerade verhandelt: Bei der Datenschutz-Grundverordnung in Brüssel, für die nun die Verhandlungen mit dem Ministerrat bevorstehen. Ob die Verordnung bis auf Unternehmen wie Apple durchgreift oder neue Schlupflöcher entstehen, wird sich dann erst erweisen. Auch dort sollte man auf die unscheinbaren Änderungen achten.

Nachtrag, 1. Juni 2014: In der neuen Version 10.9.3. ist der lokale Abgleich zurückgekehrt. Weitere Erklärungen dazu gibt es nicht.

Avatar David Pachali

David Pachali war bis Juli 2018 Redaktionsleiter von iRights.info. Zuvor arbeitete er als freier Journalist u.a. für taz, iRights.info, ZDF Hyperland, Meedia und als Redakteur bei Carta.info. Twitter: @dpachali

14 Kommentare

  • 1 Oliver am 24. Okt, 2013 um 10:39

    “Wer im goldenen Käfig der iCloud sitzt, hat es bequem – solange er nicht wechseln will.”

    Ich muss hier widersprechen. Gerade der Umzug ist kinderleicht. Gerade bei Apple.

    Beispiel iCloud -> Posteo.

    Kalender, Kontakte, Mails, Erinnerungen und Notizen lassen sich per Drag and Drop von einem Account in den anderen verschieben. Mit Apples Standard-Apps. Das dauert keine zehn Minuten (und etwas Warten, bis tausende Mails verschoben wurden).

    Schwieriger wird es bei Bookmarks, Passwörtern und Photostream, also den Funktionen, die wirklich an Apps gebunden sind und nicht an Protokolle. Microsoft und Google bieten meist entsprechende Alternativen an. Für Passwörter hilft immer 1Password, für Dateien die Dropbox (oder SkyDrive oder Google Docs), für Bookmarks die Sync-Funktionen von Chrome und Firefox usw.

    Bei Apple ist übrigens die Cloud nicht Standard. Nirgendwo. Apple fragt bei der Ersteinrichtung nach, ob man iCloud verwenden möchte. Verneint man dies, findet alles lokal statt, sowohl auf dem Mac als auch am iPhone.

    Dass die lokalen Sync-Funktionen jetzt teilweise zurück gebaut werden ist allerdings in der Tat ein Problem. Der große Aufschrei mag kommen, wenn man z.B. die Fotos nicht mehr per Kabel vom iPhone herunterziehen kann, sondern auf den Photostream gezwungen wird. Oder man iTunes Match verwenden muss.

  • 2 David Pachali am 24. Okt, 2013 um 11:09

    @Oliver: Da stimme ich auch zu. Es ist nicht unmöglich, zum Beispiel Daten wie Mails und Kontakte umzuziehen. Aber: Es wird dem Nutzer eben immer schwieriger gemacht, siehe etwa Photostreams, für die es keine Standards wie IMAP gibt.

    Das ist der Punkt und da sind wir uns m.E. einiger, als es den Anschein hat. Dass zum Beispiel das OS gleich nach iCloud-Daten fragt, zeigt ja, wie sie zum Standard werden soll. Man sieht das auch zum Beispiel an den Save-Dialogen.

    Ich lehne das gar nicht ab, aber die Frage hier ist, was damit noch einhergeht.

  • 3 Matthias Spielkamp am 27. Okt, 2013 um 11:37

    @Oliver: Ich muss dennoch widersprechen; vielleicht ist es einfach nur ein Missverständnis. Dass ich von iCloud zu Posteo umziehen kann, ist gerade keine Lösung für das genannte Problem. Posteo ist auch Cloud, wenn auch woanders als iCloud.

    (Und wenn der Umzug von iCloud zu Posteo (also von einer Apple-Cloud in die andere) möglich ist, dann nützt es gar nichts, da einmal iCloud = auf ewig iCloud (zumindest bei den Daten, die man drin hatte, bevor man umzieht). Oder glaubt jemand ernsthaft, dass Apple bzw. die Dienste die Daten löschen, weil man umzieht?)

    Dass lokales Synchronisieren wegfällt, bedeutet: ich muss meine Kontakte zum Synchronisieren in die Cloud schieben. Darum geht es, nicht um das, was ohnehin schon in der Cloud ist.

  • 4 Henri Wyler am 29. Okt, 2013 um 01:21

    Nützlich wäre eine nationale Cloud. Z. B. wenn Deutschland und/oder Frankreich, die Schweiz ein Projekt initiierten, ohne Angelsachsen selbstverständlich. Da würde ich mich freuen. Auch die EU dürfte nicht beteiligt werden. Als Richtlinie gegen Ausspähung könnte man die deutschen Datenschutz-Bestimmungen zulassen. Ich wäre noch so gerne bereit, meinen Beitrag zu bezahlen, 100 Franken pro Jahr, um ein solches (ein wenig idealistisches) Projekt zu starten. Welche Firma hätte Lust? Darf man das aber, oder verletzt man internationale Patentrechte? Es gibt viele offene Fragen. Decken wir sie auf!

  • 5 Ruedi Fenner am 29. Okt, 2013 um 08:50

    Die Lösung ist ganz einfach. NAS kaufen, eigene Cloud einrichten. Fertig. Ich kontrolliere meine Daten und gebe niemandem Zugriff darauf.

  • 6 Hayo am 2. Nov, 2013 um 17:11

    Der Rückbau ist eine Unverschämtheit. Dass ich als Nutzer nicht mehr selbst entscheiden kann, was ich in der Cloud haben möchte, bzw. ob ich überhaupt solche Cloud-Services nutzen möchte ist Haarsträubend. Ich habe meine Apple-Systeme aus der iCloud genommen und die iCloud hat mir sämtliche Kalenderdaten vom iPhone gelöscht – da die Synchronisierung jetzt nicht mehr möglich ist, muss ich umständliche Wege über eine andere Kalender-App gehen … meine Kontakte sind nicht mehr synchron. Ich bin mehr als sauer und werde das iPhone nun nicht mehr gegen ein Neues ersetzen. Zur Zeit recherchiere ich, was mein nächstes Phone wird… …Empfehlungen sind willkommen.

  • 7 mic am 2. Nov, 2013 um 21:30

    … da mach ich nicht mit, es sollte zumindest die Möglichkeit bestehen sich zu entscheiden zwischen cloud und lokalem sync. wenn das nicht geändert wird bleibe ich beim alten system.

    grüsse
    mic

  • 8 Peter am 5. Nov, 2013 um 20:05

    da stimm eich zu – es ist eine Unverschämtheit lokale Daten einfach zu löschen. Ich bin Apple-Fan, aber nicht mehr lange

  • 9 Martin Lillich am 29. Nov, 2013 um 12:32

    Die unangekündigte Abschaffung der privaten Synchronisation von Kontakten und Terminen durch apple ist mehr als ein Skandal.
    Der Grund warum ich überhaupt ein iphone habe ist die ehemals einfache Synchronisation meiner Daten.
    Ich werde nie wieder ein apple Produkt erwerben, und sobald es mir möglich ist auf UBUNTU umsteigen.-
    Den meisten Benutzern scheint es wirklich egal zu sein wer an ihrem Privatleben herumschnüffelt.

  • 10 Zwärgli am 5. Dez, 2013 um 23:51

    Ich habe mir Mavericks Server heruntergeladen, die Dienste für Kalender und Kontakte aktiviert und auf meinem iPhone und Mac Book die CardDav und CalCav Einstellungen getätigt und es funktioniert tadellos sobald beide im selben WIFi Netz sind.

    http://mac-and-apps.blogspot.de/2013/11/lokaler-kontakte-und-kalendersync-ohne.html

    Grüsse Zwärgli

    Und alles bleibt bei mir.

  • 11 Tom am 7. Apr, 2014 um 09:28

    Naja, ich kann dem nicht folgen. Ich habe Mavericks und verzichte vollständig auf die Apple-Cloud. Die Einbindung von Posteo zum Beispiel in die Standard-Apps “Kontakte” und “Kalender” ist ein Kinderspiel! Es fühlt sich genau so an als wenn man mit der Apple-Cloud arbeiten würde. Beidseitige Synchro ohne Probleme.

  • 12 Imasch am 25. Apr, 2014 um 14:01

    Die EU konnte Microsoft dazu verpflichten andere Browser als den IE gleichberechtigt auf dem Betriebssystem laufen zu lassen.
    Warum sollte es nicht möglich sein, juristische Grundlagen zu schaffen, um Cloud-Systeme und locale Übertragungen von Daten auf Geräte gleichberechtigt zu ermöglichen. Durch Missbrauch der Marktmacht die Herausgabe persönlicher Daten zu erzwingen müsste doch eigentlich sanktioniert werden.

  • 13 Paul Berkenkamp am 1. Jun, 2014 um 08:11

    Nun ohne Tipp-Fehler:
    Stimmt es, dass Apple den iCloud-Zwang zurückgenommen hat kürzlich?
    Dass man wieder lokal synchronisieren kann?

  • 14 David Pachali am 1. Jun, 2014 um 13:36

    Ja, das stimmt.

    Findet sich hier:
    http://support.apple.com/kb/HT6228?viewlocale=de_DE